... Klingenberg und Reuter West die wichtigsten Energieerzeuger in Ost- und Westberlin. 

Das in Berlin-Spandau direkt an der Spree gelegene Kraftwerk West wird mit Steinkohle befeuert. Kohlefrachter können die verladene Steinkohle direkt am Kraftwerksanleger löschen.

Sechs 34 MW- und zwei 12 MW-Dampfturbinen, die über acht Kessel mit einer Gesamtheizfläche von 2.400 qm betrieben werden, sorgen für eine Gesamtleistung von 228 MW. Von Luftangriffen weitgehend verschont geblieben versorgt das Kraftwerk West die Stadt Berlin während des Zweiten Weltkriegs weiterhin mit Strom und Wärme. Erst durch die Demontage der Sowjets nach Ende des Krieges kommt der Kraftwerksbetrieb zum Erliegen.

Der Wiederaufbau des Kraftwerks West, das für die Versorgung Westberlins dringend benötigt wird, kommt durch die Berlin-Blockade 1948 erheblich ins Stocken. Ersatz für demontierte Anlageteile kann nur über den Land- oder Wasserweg aus Westdeutschland herangeschafft werden. Diese Beförderungswege haben die Sowjets jedoch blockiert. Es müssen andere Lösungen gefunden werden. Ernst Reuter und Lucius D. Clay lassen in ihren Bemühungen nichts unversucht. Spezialisten gelingt es schließlich, die benötigten Ersatzteile und Komponenten in Einzelteile immer weiter zu zerlegen, bis sie mit Transportflugzeugen nach Westberlin geflogen und dort wieder zusammengesetzt werden können. Im Dezember 1949 laufen die Turbinen mit einer Leistung von 60 MW wieder an. Nach mehreren Ausbaustufen erreicht das Kraftwerk 1956 eine Leistung von 326 MW. 1967 folgt die nächste Erweiterungsstufe. Block C wird gebaut und geht 1969 in Betrieb. Jetzt schafft das Kraftwerk West, seit 1953 Kraftwerk Reuter, eine elektrische Leistung von 440 MW. 13 Jahre später, 1982, wird das Kraftwerk Reuter um das Heizkraftwerk Reuter West erweitert. Inzwischen ist die Zeit gekommen, die veralteten Anlagenteile aus den frühen Jahren bis 1952 stillzulegen und durch moderne Anlagen zu ersetzen. 1988 läuft ein leistungsstarker Turbosatz an. Zur Jahrtausendwende haben auch die zwischen den Jahren 1954 und 1956 errichteten Anlagen ausgedient. Weitere Modernisierungen folgen.

Der 100 m hohe Kühlturm lenkt von Weitem den Blick auf das Heizkraftwerk. Jeder, der über die Berliner Stadtautobahn (A 100) fährt und auf der Rudolf-Wissel-Brücke nach Westen schaut, kann ihn sehen.

Bei hohem Energiebedarf wird in knapp zwei Stunden eine ganze Schiffsladung von 500 Tonnen verfeuert. Der tägliche Bedarf liegt durchschnittlich bei 3.300 t. 400.000 Haushalte werden mit Wärme und 1 Mio. Haushalte mit Strom versorgt.

2017 beginnen die Bauarbeiten für eine leistungsstarke Power-to-Heat-Anlage, die zwei Jahre später 2019 ihren Betrieb aufnimmt. Block C hat seine Dienste getan und wird stillgelegt.

Der im Heizkraftwerk Reuter erzeugte Strom fließt über die angeschlossenen 110-kV-Hochspannungsleitungen ins Stromnetz, während das benachbarte Kraftwerk Reuter den Strom über 380 kV- Erd- und Freileitungen ins Netz einspeist. Dort ist immer noch eine gasisolierte SF6-Schaltanlage in Betrieb. Eine abgehende 380 kV-Freileitung führt zum benachbarten Heizkraftwerk Reuter West, eine andere ist wie auch das 380 kV-Erdkabel Teil der 380 kV-Transversale. An das 380 kV-Erdkabel ist das Umspannwerk Berlin-Teufelsbruch angeschlossen. Bis 2014 waren das Kraftwerk Reuter und das Kraftwerk Moabit über eine 110 kV-Leitung, teils als Freileitung, teils über Erdkabel ausgeführt, miteinander verbunden.

Trotz moderner Rauchgas-Entschwefelungsanlage sind die Kohlendioxid-, Stickoxid-, Schwefeloxid-, Arsen- und Quecksilberemissionen nicht unerheblich.

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