... siedelt sich in Berlin an und übernimmt sieben Jahre später (1904) die in Berlin-Oberschöneweide produzierende Watt Accumulatoren-Werke AG. An der AFA (heute VARTA AG) waren AEG und Siemens beteiligt. Die Watt-Werke in Oberschöneweide stellen nicht nur tragbare Akkus für Taschenlampen und Signaltechnik her. Bald werden hier auch Starterbatterien für die Automobilindustrie entwickelt. Mit ihrer Batterien- und Akku-Produktion werden die Watt-Werke zur Schlagader der AFA. Das Firmenkonsortium aus AEG, Siemens und AFA findet sich 1905 gleichfalls in der Gesellschaft für elektrische Zugbeleuchtung (GEZ) mit Sitz in Berlin. Im gleichen Jahr (1905) wird die Deutsche Edison-Akkumulatoren-Company (DEAC) gegründet. Die DEAC stellt Nickel-Eisen-Akkumulatoren (NiFe-Akku) her. Diese um 1900 entwickelten Edison-Akkumulatoren, auch Stahlakkumulatoren genannt, sind aufgrund ihrer Langlebigkeit anderen Systemen voraus. 1913 übernimmt die AFA die DEAC. Im Ersten Weltkrieg rüstet die AFA U-Boote mit Blei-Akkumulatoren aus und wird zum bedeutenden Rüstungslieferanten. In den Wirren der Weimarer Zeit, gefangen zwischen Hyperinflation, Massenarbeitslosigkeit und wegbrechenden Aufträgen, erwirbt der Industrielle Günther Quandt schließlich die Aktienmehrheit an der AFA. 1923 wird er Aufsichtsratsvorsitzender und 1938 Vorstandvorsitzender der AFA. Günther Quandt ist in den Nationalsozialismus verstrickt, innerlich wie wirtschaftlich. Seine zweite Ehefrau Magda Quandt heiratet zwei Jahre nach der 1929 vollzogenen Scheidung am 19. Dezember 1931 den späteren Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda Joseph Goebbels. Der Gedanke, Magda und Joseph Goebbels die Villa auf dem Grundstück der Watt-Werke in Berlin-Oberschöneweide zu überlassen, verfliegt mit dem rasanten Aufstieg der Nationalsozialisten schnell. Heute macht sich die Familie Quandt als Großaktionär bei BMW einen Namen.

Nach der Einnahme Berlins durch sowjetische Truppen im Frühjahr 1945 fallen die Watt-Werke nicht anders als ganz Elektropolis in die Hände der Sowjets. 1946 entsteht auf dem Betriebsgelände der Watt-Werke der neugegründete VEB Berliner Akkumulatoren- und Elementefabrik (BAE).

Die Berliner Akkumulatoren- und Elementefabrik (BAE) hat wie viele andere DDR-Betriebe nach der Wiedervereinigung ihre Schwierigkeiten, hochwertige Qualitätsprodukte auf dem Weltmarkt gegen die westliche Konkurrenz zu verteidigen. Erst dem Niederländer Jan IJspeert gelingt in Berlin-Oberschöneweide der wirtschaftliche Erfolg. Heute zählt BAE wieder zu einem führenden Markenhersteller bewährter Bleibatterien für industrielle Anwendungen. Die Fäden zieht der Fabrikant Jan IJspeert in der Villa, in die Magda und Joseph Goebbels möglicherweise eingezogen wären, hätte die Geschichte einen anderen Lauf genommen.

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