Behrens’ künstlerische Entwicklung prädestiniert ihn für eine kongeniale Zusammenarbeit mit der Industrie und eine völlig neue Gestaltungsphilosophie und deren Umsetzung. Ihm ist an der Verbesserung der kunsthandwerklichen Produkte, die in Massenanfertigung hergestellt werden, gelegen. Er geht damit auf ein sich stark verbreiterndes Bedürfnis ein. Nach ersten grafischen Aufträgen betraut die AEG ihn 1907 mit der ersten produktgestalterischen Aufgabe für ein Gebiet, das seinerzeit die verbreitetste und populärste Anwendung des elektrischen Stroms darstellt – die elektrische Beleuchtung. Behrens soll „für (Kohle- Licht-) Bogenlampen und alle Zubehörteile künstlerische Formen (…) entwerfen“. Die AEG und Behrens verfolgen bei der Neugestaltung von Gehäusen für Bogenlampen ein seinerzeit revolutionäres Konzept: Die Form soll keine historischen Stile, keine handwerklichen Arbeiten und keine anderen Materialien (als die tatsächlich verwendeten) kopieren und die industrielle Fertigung nicht verleugnen, sondern im Gegenteil betonen – und die maschinellen Produktionsmethoden sollen exakt durchgeführt werden. Die AEG hat den Schritt unternommen, „die (…) Bogenlampen mit den künstlerischen Forderungen der Moderne in Einklang zu bringen“. Peter Behrens gilt als Prototyp des Industriedesigners.

Seine Entwürfe für Bogenlampen in einer geklärten Formensprache in den reduzierten geometrischen Grundformen des Dreiecks, Quadrats und Kreises werden wegweisend für eine völlig neue Kultur der Gestaltung: die Industriekunst, das Industriedesign.

1907 designt er das erste Produkt der Welt, die Große Sparbogenlampe. Sie avanciert im Laufe der Zeit zur Ikone des Industriedesigns. Ab 1908 entwirft Behrens weitere Typen von Bogenlampen und Produkte wie Elektrokleingeräte für den Hausgebrauch (beispielsweise Tee- und Wasserkessel, Ventilatoren, Heizöfen), Kleinmotoren, Uhren, Schalttafeln usw. Vom Kleingerät bis zur Turbine – seine Produkte weisen eine einheitliche Designhandschrift auf.

Peter Behrens gilt nicht nur als Pionier der Moderne und erster „Industrial Designer“ (Julius Posener), sondern auch als Erfinder der Corporate Identity.

Im Rahmen seines Corporate-Identity-Konzeptes – von der Firmenschrift über grafische Entwürfe und Produktgestaltung bis hin zur Industriearchitektur – wurde damals das gesamte Erscheinungsbild eines Großkonzerns erstmals umfassend bestimmt und vereinheitlicht.

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